Galerie im Alten Rathaus Biesenthal
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In der Naturparkstadt Biesenthal finden Künstler im Alten Rathaus eine wunderbare Kulisse zur Ausstellung ihrer Werke. Seit ihrer Eröffnung am 13. Mai 2006 gestalten zahlreiche Ausstellungen in der Galerie das Kunst- und Kulturleben im Naturpark Barnim mit. Die wechselnden Ausstellungen werden von einem Galeriebeirat geplant, kuratiert und organisiert.
Das kulturhistorische Bauwerk des Alten Rathauses aus dem Jahre 1764 wurde zwischen 2001 und 2003 restauriert. Dabei wurden das Fachwerk freigelegt, der Originalzustand wieder hergestellt und eine schwarze Küche und zwei Kamine entdeckt und nach historischen Vorbildern hergerichtet. Das schöne Rathaus am Markt und die altehrwürdige Eiche und die wunderbaren Ausstellungen machen einen Besuch zu einem einzigartigen Erlebnis.

Unsere derzeitige Ausstellung „in memoriam“ bis Sonntag, den 1. Juni 2025, präsentiert Werke von Lothar Gericke und Friedrich Schötschel.
Friedrich Schötschel, geboren 1926 in Halle, Saale, verstorben 2024 in Lobetal, Bildhauer und Maler. Er lebte mit seiner Frau Margit, ebenfalls Bildhauerin und 2017 verstorben, in Wullwinkel bei Biesenthal.
„Er gehört eher zu den Stillen im Lande. Mit seinem Festhalten an der figürlichen Auffassung steht Friedrich Schötschel nicht nur in der realistischen bildhauerischen Tradition, er glaubt auch an die zeitlose Tragfähigkeit der Ausdrucksmittel, welche die menschliche Gestalt über alle Wirren der Moderne hinweg bietet. Dabei setzt er auf Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit der plastischen Erscheinung, auf kompakte Körperhaftigkeit und Harmonie der in sich ruhenden Formen. Die präzise gebildete, einfache und schlüssige
Formensprache weist einen geschlossenen Umriss auf und unterliegt einem insgesamt ruhigen, ausgewogenen und an klassischer Axialität orientiertem Rhythmus. Inhaltliche Spannungen vermeidet er ebenso wie überzogenen gestischen Ausdruck. Wesentlicher
erscheint ihm, existenzielle Situationen der dargestellten Figuren in einer in sich ruhenden Durchformung der Volumina zu verdeutlichen, mit schlichter Körpersprache Besonnenheit und Innerlichkeit auszustrah- len. In diesem Sinne erweist Schötschel sich als Vertreter der halleschen Bildhauerschule, die von seinem Lehrer Gustav Weidanz an der Burg Giebichenstein 1916 begründet wor- den war. Mit Ausnahme des überzeugenden Deserteur-Denkmals für Bernau vom Ende der 1990er Jahre hat der Bildhauer vorwiegend sakrale Kunstwerke geschaffen – Vollplastiken, Reliefs, Raumausstattungen. Keine bescheidene kirchliche Gebrauchskunst mit Tendenz zu jenseitiger Verklärung. Es geht im besten Sinne um eine dem Leben und Erfahrungen verpflichtete Diesseitigkeit, um Ausdruck des Menschlichen in übersteigerter Form“, schreibt über ihn der Kunstwissenschaftler Herbert Schirmer.
Lothar Genicke, geboren 1937 in Breslau, verstorben 2024, in Biesenthal, 1958 Studium an der Fachschule für Angewandte Kunst Potsdam, seit 1965 Mitglied im Verband Bildenden Künstler der DDR, 1972 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, tätig in Berlin-Projekt, im Zentralinstitut für Gestaltung und an der Akademie der Wissenschaften, seit 2003 in Sophienstädt in der Nähe von Biesenthal.
„Sein zentrales Thema sind Stadtlandschaften, Ostberliner Stadtlandschaften. Urbane Räume, in denen Architekturleistungen der Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen. Neben der jeweiligen objektiven Besonderheit gestaltet Lothar Gericke weniger
das dem dokumentarischen Sinne nach Charakteristische, das Einmalige, als das von Licht und Farbe hervorgerufene Stimmungshafte in seinen Ansichten. Ausgewählte Objekte können durch topografische Verweise definiert oder durch vereinfachte Beschreibung ins
Anonyme transferiert werden. Im Bild „Häusergruppe“ werden vereinzelte Wohnbauten als Symbol eines offenen Stadtorganismus gezeigt, wie auch als den Raum dominierende, zeichen- hafte Skulpturen. In straffer Tektonik, betont durch zeichnerisches Gerüst und eine fein abgestufte Farbskala von Ockertönen, ragen sie in den graublauen Himmel. Prototypen, die im ansonsten kargen, publikumsbereinigtem Bildraum wie zufällig Stehengebliebenes wirkt, das bereits Zeichen der Verödung und Entvölkerung in sich trägt. Mit der
umrissbetonten Bildfigur „Mädchen mit gelbem Ohrschmuck“ erfasst Gericke lediglich schematisierte Kopfsegmente in vermittelnder Vorderansicht. In sich gekehrt und dem Betrachter zugewandt, präsentiert es sich in sinnlich unterkühlter, neutraler Darstellung und
in von der Pop Art inspirierten Farbigkeit. Als personifizierte Stellvertreterinnen für ein gegenwärtiges Lebensgefühl verkörpert sie zeitgenössische Mentalität, ohne jeden Anflug von Individualität – einerseits archetypisches Symbol, andererseits plakativer
Eindimensionalität“, schreibt der Kunstwissenschaftler Herbert Schirmer.
Die Öffnungszeiten unserer Galerie entsprechen denen der Tourist-Information in Biesenthal zu den aktuellen Sommer-Öffnungszeiten.
Letzter Einlass: 15 Minuten vor Schließung der Tourist-Information.
Anmeldung zu Führungen beim Galerie-Beirat, Sabine Voerster: (033 396) 872 88, Kuratorin der Galerie.
Veranstalter: Stadt Biesenthal
Auf Grund der historischen Gebäudesituation ist ein barrierefreier Zugang zur Galerie leider nicht möglich!
Fotos: © Tourismusverein Naturpark Barnim e. V. / Elena Koroleva
Reproduktionen: Annette Felies-Gericke und Sabine Voerster – © Infopunkt Kunst

